An dem letzten Wochenende haben meine Schwester und ich unseren Onkel besucht, der in einem anderen Teil von Mazabuka wohnt, in Kaleya Sugar. Warum dieser Ort so heißt, wurde mir dann auch klar, als unser Onkel uns mit seinem Auto zuhause abgeholt hat und wir losgefahren sind. Sobald wir die große Straße verlassen hatten, ging es nämlich geradewegs zwischen den Feldern hindurch. Felder soweit das Auge reicht bis an den Horizont. Zuckerrohrfelder. Traktoren, Arbeiter, Bewässerungsanlagen und gerade, asphaltierte Straßen durch das grüne Meer. Und alles das war Zuckerrohr! Onkel erzählte uns, dass von der Zuckerfabrik aus es in jede Richtung 15 Kilometer nur Zuckerrohrfelder gibt. Meine Güte! Die Fabrik habe ich dann auch einmal von außen gesehen. Sie ist nicht besonders schön, ein großer, grauer, rauchender Klotz. Aber dem haben wir zu verdanken, dass wir fast immer Strom und Wasser haben. Andere Teile von Sambia haben manchmal sieben Stunden am Stück keinen Strom. Besonders die Hauptstadt, Lusaka, ist davon betroffen. Die Zuckerfabrik jedoch braucht rund um die Uhr Strom. Zucker ist das, womit die Leute hier Geld verdienen, womit die Wirtschaft angekurbelt wird. Und so braucht Mazabuka Strom –und wir haben das Glück! In Kaleya Sugar, wo mein Onkel wohnt, ist die Situation sogar noch besser: Dieser Teil von Mazabuka generiert seinen eigenen Strom und so haben die Leute hier keine Probleme mit Unterbrechungen. Wasser und Strom durchgehend – was für ein Paradies! Und so ist es mir wirklich vorgekommen, wie im Paradies. Kaleya Sugar ist nämlich ein sehr schöner Ort. Die Häuser sind zwar winzig, doch dafür haben die Leute hier wiegesagt Strom und fließendes Wasser und sehr gepflegte Gärten und Wege.
Die Straßen sind sauber und die Gärten grün und sorgsam angelegt. Es gibt grüne Hecken und schattige Mangobäume, alles erscheint sehr grün und frisch. Ein bisschen hat mich Kaleya Sugar an die Schrebergärten erinnert, die wir in Aachen haben. So sieht es nämlich ungefähr dort aus. So habe ich mal einen anderen Ort kennengelernt.
Das Viertel wo ich wohne heißt Kabobola und hier ist es im Gegensatz zu Kaleya Sugar ziemlich staubig und laut. Überall rennen Kinder herum und Musik wird gespielt und wenn es windig ist, wird der Dreck von den Straßen aufgewirbelt. Wenn ich das so schreibe und mir es nochmal durchlese kommt das ein bisschen falsch rüber. Man darf das nicht generalisieren. Nicht überall in Kabobola ist es dreckig und vermüllt. Unser Haus ist sehr ordentlich und die Menschen hier achten sehr darauf, dass alles sauber ist, da man sonst schnell krank werden kann. Aber als ich das erste Mal hierher gekommen bin, als mich die Sister zu meiner Familie durch die holprigen Straßen gebracht hat, da hat mich der viele Müll auf der Straße geschockt. Jetzt gehe ich so selbstverständlich durch mein Viertel und ab und zu denke ich an diesen ersten Moment. Ich bin wohl schon ziemlich hier angekommen und an mein Umfeld gewöhnt. Ich hoffe ihr denkt jetzt nicht ich wäre in so einem klischeehaften Viertel gelandet oder so. Das stimmt nämlich absolut nicht. Ein paar getippte Worte können nicht alles beschreiben was ich hier sehe und erlebe.
Den anderen Teil des Wochenendes habe ich hauptsächlich in der Gemeinde verbracht. Sonntags gibt es immer drei Messen: Die englische, die Kindermesse und die auf Tonga. Eigentlich gehe ich immer mit meiner Schwester und meinem Bruder in die englische Messe wie die meisten Jugendlichen. Meine kleine Schwester geht in die Kindermesse und meine Eltern in die Tongamesse. Letzten Sonntag bin ich jedoch mit meinen Eltern zusammen in die Kirche gegangen, da in dieser Messe eine Hochzeit gefeiert wurde. Meine Mutter meinte, ich sollte auf jeden Fall meine Kamera mitnehmen und mich in die erste Reihe setzen –sozusagen direkt neben die Familie des Brautpaares. Ein bisschen schüchtern setze ich mich mit ihr nach ganz vorne, doch die Verwandten des Paares waren nur ganz begeistert, dass ich ein bisschen fotografieren wollte.
Die Messe war sehr schön und die Atmosphäre echt toll. Eigentlich, außer der Sprache, war es dasselbe wie in Deutschland in einer katholischen Messe. Nur die Gemeinde war viel mehr involviert. Es wurde gesungen und geklatscht und als das Versprechen gegeben wurde haben die Leute gejubelt. Insgesamt eine ganz normale Tongamesse mit Singen und Tanzen und Jubeln.
Ansonsten laufen in der Gemeinde zurzeit die Vorbereitungen für den Independence Day, welcher nächsten Samstag stattfindet. Da bin ich auch schon gespannt drauf, vor allem, weil die Youth immer eine große Feier geben. Sicherlich werdet ihr davon noch hören! Bis dahin, alles Gute aus Sambia!
Eure Helen
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