Waoh! Jetzt ist es schon fast wieder einen Monat her, seitdem ich mich das letzte Mal gemeldet habe. Die Zeit vergeht wie im Flug und es sind wirklich nur noch drei Monate bis ich wieder zurück nach Deutschland fliege. Ein ziemlich seltsames Gefühl ist das.
Da nun Schulferien sind, habe ich auch etwas Urlaub gemacht. Mit meiner Familie, dann einer anderen Freiwilligen und schließlich mit zwei Besuchern aus Deutschland, davon eine Vorfreiwillige, die 2011/12 mit dem EWE hier in Sambia war.
Mit meiner Familie sind wir für ein Wochenende meine Großtante in Chilanga besuchen gewesen. Sie hat dort eine Farm und ich war schon ganz gespannt wie ein sambischer Bauernhof aussieht. Ihre Farm besteht aus einem Wohnhaus, kleinen Häuschen für die Arbeiter (es wäre ansonsten viel zu weit jeden Tag auf die Farm zu kommen um dort zu arbeiten), Kühen, Hühnern, Hunden, Obstbäume und ganz viel Mais.
Ich war sehr überrascht richtige schwarz weiß Kühe zu sehen, da man in Deutschland oft hört „wenn man die Afrikaner fragt wie Kühe aussehen, denken sie, die wären lila, weil sie noch nie eine Kuh gesehen haben.“ Falsch! Ich habe mich wie Zuhause gefühlt. Das Tolle war, dass ich sogar versuchen durfte die Kühe zu melken. Gar nicht so einfach ist das und ganz schöne Muskelarbeit.
Sonst hatten wir Glück, dass zurzeit der Mais reif ist. Deswegen konnten wir in die Felder gehen, um frischen Mais zu pflücken und zu essen. Hier kocht man die Kolben entweder oder röstet sie auf dem Feuer. Was aber leider nicht reif war, waren die ganzen Früchte in dem Obstgarten. Es gab Mango, Bananen, Orangen, Granadillen und Zitronenbäume, doch April ist wohl nur Mais, Süßkartoffel und Erdnusszeit in Sambia.
Nach dem Wochenende auf der Farm bin ich mit einer anderen Freiwilligen zusammen nach Lusaka, der Hauptstadt, gefahren. Da ich direkt von der Farm nach Lusaka kam, war die riesige Stadt ein ganz schöner Schock für mich. Natürlich kann man Lusaka nicht mit einer europäischen Großstadt vergleichen, weil der Verkehr und die Menschen und die Häuser alles anders scheint, aber Lusaka ist mindestens genauso voll und bewegt wie die Städte bei uns.
Nur eben auf eine chaotische Art mit so vielen Gegensätzen. Schon wenn man nach Lusaka reinfährt schießen Einkaufsmalls aus dem Boden mit europäischen Läden und modernen Ausstattungen.
Es gibt Kinos, Restaurants, Rolltreppen und Boutiquen dort und da hier auch hauptsächlich viele wohlhabendere Leute einkaufen gehen, fühlt man sich gar nicht mehr wie in diesem typischen „Entwicklungsland-Bild“ das so oft in Deutschland vermittelt wird.
Auch in unserer Lodge, wo wir übernachtet haben, fanden wir viele andere Freiwillige und Menschen aus aller Welt und es war unglaublich interessant zu hören, was sie schon alles hier erlebt haben. Das Tolle hier in Sambia ist, dass die Menschen unglaublich offen und freundlich sind. Man lernt so schnell neue Leute kennen mit denen man einfach quatschen kann, als würde man sie schon sein Leben lang kennen. So fühle ich mich immer direkt total aufgenommen. Das war besonders in der Universität so, die wir besucht haben.
Die andere Freiwillige hat dort Freunde und so wollten wir die Chance nutzen um einmal eine sambische Universität zu sehen. Die Studenten wohnen hier in dem Campus in großen Studentenwohnheimen.
Hier teilt man sich jeweils ein Zimmer zu zweit oder kann sogar ein Einzelzimmer mit Bad mieten. Die Zimmer sind zwar recht klein (mit zwei Betten eigentlich schon ausgefüllt) aber die Studenten richten sich echt nett ein. Gekocht wird auf einem Campingherd im Zimmer und gelernt wird draußen oder in den Lehrräumen. In dem Campus gibt es außerdem eine richtig große, sehr modere Bücherei die gerade erst eröffnet wurde. Das Gebäude ist zwar riesig, nur leider etwas kümmerlich bestückt fanden wir.
So viele Bücher standen nämlich nicht in den Regalen. Ich fand die Atmosphäre in der Uni sehr toll. Die Studenten waren alle sehr herzlich und offen und wir weißen Freiwilligen wurden überhaupt nicht blöd angeguckt wie man manchmal das Gefühl draußen auf der Straße hat. Es war nochmal ein ganz anderes Bild von Sambia und den Menschen hier.
Natürlich ist Lusaka nicht nur voller Einkaufsmalls und Hotels und grünen Rasenflächen. Es gibt auch wirklich ärmere Viertel und Hinterhöfe mit Straßenkindern. In Mazabuka habe ich noch nie erlebt, dass Kinder betteln. Hier in Lusaka ist das schon öfters der Fall. Viele der Kinder schnüffeln Kleber und die älteren Jungen kaufen sich Bier von dem erbettelten Geld. Das ist die dunkle Seite von Lusaka.
Mit dem Minibus sind wir zwei dann anschließend noch nach Chirundu gefahren um dort unsere zwei Besucher aus Deutschland zu treffen. Hier hat uns wieder ein ganz neues und anderes Bild von Sambia erwartet! (Mich überrascht es immer wieder, dass ich selbst nach über acht Monaten in Sambia sehe, dass ich immer noch nicht alle Seiten des Landes kenne). Chirundu ist nämlich von Bergen umgeben und auf dem Weg von Lusaka bis dorthin habe ich mich gefühlt, als würde ich durch die Toscana fahren.
Es war eine unglaublich schöne Strecke. Wir haben nicht in Chirundu übernachtet, sondern in Chiawa, etwas außerhalb. Chiawa ist eigentlich gar keine Stadt, sondern nur ein paar zerstreute Hotels und Logden, die sich an den Zambezi und in den National Park dort gepflanzt haben. Das bedeutet, es gibt auch nur eine Sandpiste von Chirundu bis zum Gate des Parks, eine Sandpiste mit den Bergen im Hintergrund und grüner Wildnis links und rechts.
Unsere Lodge befand sich direkt am Ufer des Zambezis hinter einer großen Bananenplantage und ich habe mich wie in einer Doku gefühlt.
Es sah alles aus wie ein Bild aus einem Reisekatalog, richtig klischee-afrika-mäßig. Und wunderschön!
Wieder war es eine sehr große Umstellung: Von der lauten Hauptstadt in einen Nationalpark wo uns keine Menschenseele begegnet ist. Wie sich das gehört haben wir dann natürlich auch eine Safari gemacht und zwar per Boot auf dem Zambezi.
Ich habe es sehr genossen, besonders, wenn unser Begleiter den Motor des Bootes ausgemacht hat und ich die Stille des ganzen Parks hören konnte. Das allein war schon beeindruckend. Und dann natürlich die Tiere. Wir haben viele Hippo Herden sehen können, darunter sogar eine Mutter mit ihrem Baby. Außerdem konnten wir Krokodile sehen, Wasserschildkröten, Affen, sehr viele bunte Vögel und sogar –das Highlight- einen Elefanten. Es war toll einen freien Elefanten so nah beobachten zu können. Er stand direkt am Ufer und wir befanden uns im Fluss. Nachher waren wir alle einer Meinung, dass der Elefant das Beste an der Safari gewesen war.
In nur einer Woche habe ich also mal wieder so viele unterschiedliche Seiten von Sambia kennengelernt. Das Leben auf der Farm, in der Großstadt mit ihren vielen Gesichtern und in einem Nationalpark. Es waren unglaublich viele spannende Eindrücke.