Samstag, 5. März 2016

Evaluation und ein paar kleine Momente

In der letzten Woche hatte ich ein paar Tage Evaluation bei der Sister in ihrem Convent in Choma. Convent ist sozusagen ein Kloster, aber Kloster kann man unter deutschem Verständnis für ein Kloster nicht sagen, weil es ein ganz einfaches Haus ist, in dem ein paar Schwestern zusammen leben. Sie wohnt sogar zurzeit alleine in ihrem Convent, deswegen waren die Tage dort auch sehr ruhig und entspannt für mich.
Zusammen haben wir nicht nur über die vergangenen und kommenden Monate geredet und das Programm besprochen, sondern auch gemeinsam gekocht und alles was dazu gehört. Hier habe ich seit Langem nochmal Müsli und Joghurt und Käse gegessen, was es bei mir Zuhause nicht gibt, weil es zu teuer ist. Außerdem hat die Sister einen Garten mit verschiedenen Bäumen und da im Moment Granadillen-Zeit ist, haben wir unglaublich viele Früchte gesammelt und daraus Saft gemacht. Granadillen sind neben den Mangos auf jeden Fall meine Favoritenfrüchte aus Sambia.


Zurück nach Mazabuka bin ich natürlich mit einem der typischen Minibussen gereist die immer total überfüllt sind. Man sitzt teilweise echt auf dem Schoß von jemand anderem und hat unter der Bank außerdem noch ein paar Hühner sitzen. Letztens fand ich unter mir sogar eine Ziege die sich die Fahrt über mit den Hühnern anlegen wollte. Für gute Stimmung ist in den meisten Bussen die Gospelmusik voll aufgedreht und dann geht es mit einem Tempo über die schlecht asphaltierten Straßen. Dieses Mal hatten wir sogar eine Reifenpanne und mitten im sambischen Busch mussten wir alle aussteigen und der Hinterreifen gewechselt werden. Letztendlich kommt man aber immer ans Ziel und so bin ich auch wieder heil in Mazabuka angekommen.

Auch wenn ich diesmal nur ein paar Tage weg von zu Hause war (nicht fast einen Monat wie im Januar) hatte ich diesmal wirklich das Gefühl nach Hause zu kommen. Ich habe gemerkt, wie sehr ich mich hier schon integriert fühle und als meine Tante mich zur Begrüßung herzlich umarmt hat und mein Neffe, der sonst immer eher Angst vor mir hat, auf mich zugestürmt kam, war ich total glücklich wieder hier zu sein.


Mein Neffe wohnt zurzeit bei uns, weil seine Mutter unterwegs ist und er war immer ziemlich schüchtern, auch, weil er mich nicht verstehen kann, da er nur Tonga redet. Aber irgendwie ist er aufgetaut und lief mir den ganzen ersten Nachmittag hinterher. Ich habe da gemerkt, dass es gar nicht so viele Worte braucht um Draht zueinander zu finden. Ein paar Phrasen wie „Komm her!“ oder „Schau mal!“ oder „Gib mir das!“ kann ich auch auf Tonga sagen und das hat ihn total gefreut.

Unser Nachbarskind Emma, die gerade das Sprechen lernt, hat mich mit meinem Tonganamen Chile begrüßt und ich war total überrascht, dass sie sich noch an das Wort erinnert. Im Moment plappert sie alles nach und wenn ich winke und „Tschüs“ auf Deutsch sage, antwortet sie mit „Tschüs“. Das ist total süß. So wurde ich wieder einmal herzlich Zuhause aufgenommen, besonders von den Kindern.




Zur Feier des Tages hat meine Tante ein leckeres Essen gezaubert und wir haben alle zusammen im Wohnzimmer nachher noch gesessen und unseren Spaß gehabt. Manchmal braucht es echt nicht viel um einen guten Tag zu haben.
Dazu fällt mir ein: Ich habe letztens das Zitat gefunden, das ich mir auf dem Vorbereitungsseminar für mein FSJ ausgesucht habe: „Suche nicht nach dem großen Wunder, sonst verpasst du viele kleine.“ Und das ist genau das, was ich hier so oft erlebe.


Mal ein paar Beispiele:
Manchmal, wenn abends kein Strom da ist, sitzen wir draußen auf der Veranda im Dunkeln und quatschen oder singen oder kochen auf dem Feuer und man kann so unglaublich viele Sterne sehen, weil ganz Kabobola stockdunkel ist.


Und weil wir jeden Abend zusammen beten, setzen wir uns dann im Wohnzimmer um eine brennende Kerze und beten im Dunkeln, das ist einfach echt schön.
Oder in der Messe, nicht in den Sonntagsmessen, wo immer gesungen und getanzt und geklatscht wird, sondern in den Messen unter der Woche, wo ohne Instrumente einfach nur Call and Response auf Tonga gesungen wird und die Stimmen von der Kirche wiederhallen, das ist eine unglaubliche Erfahrung.
Letztens war ich auch das erste Mal auf einer Beerdigung von einer Frau aus unserer Gemeinde. An den Tagen nach dem Tod von jemandem wird abends bis spätnachts immer zu dem Haus gegangen und gesungen. Es war eine unglaubliche Atmosphäre. Wir Mädchen haben schon auf dem Weg zu diesem Haus angefangen zu singen und sind dann durch den Garten eingezogen. Die ganzen Leute saßen draußen um ein großes Feuer herum und wir haben gesungen und dann wurde sogar getanzt! Es waren so unglaublich viele Leute da, das hat mich total überrascht und ich fand die Stimmung dort sehr bewegend.
Eine andere schöner Moment, etwas ganz Simples, ist, wenn es sehr stark regnet und der Regen auf unserem Blechdach einen Höllenlärm veranstaltet. Dann sitzt man drinnen und alle Geräusche werden von diesem Regen erstickt, man kann nicht mal sich unterhalten so laut ist es. Das ist irgendwie manchmal sehr entspannt und im Endeffekt ist es einmal still für eine Zeit.


Solche ganz einfachen Sachen sind wirklich tolle Momente die das Jahr hier und da prägen.

Nach diesem Wochenende werde ich zu meiner neuen Arbeitsstelle wechseln und bin schon gespannt was mich da so erwarten wird. Bestimmt werden ein paar weitere Augenblicke dabei sein.

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