Samstag, 26. Dezember 2015

Spirituelle Adventszeit und Weihnachten

Irgendwie vermisse ich die deutsche Adventszeit schon –mit Adventskalender, Nikolausfest, Plätzchen backen, Weihnachtsmarkt, Schnee, Geschenke kaufen, überall Beleuchtung und Kerzen und Weihnachtslieder im Radio. Denn hier merkt man von alledem nichts. Es ist kein bisschen kalt, es gibt keinen Weihnachtsmarkt und die meiste Adventsstimmung bekomm ich noch im Supermarkt wo die Gänge mit Lametta geschmückt sind und Weihnachtslieder laufen. Keine Printenmänner und Lebkuchen schon Oktober in den Regalen, keine Weihnachtsbeleuchtung, keine überfüllte Stadt, weil alle Geschenke kaufen.

Stattdessen wird hier mehr auf den eigentlichen Grund von Weihnachten geschaut: Jesu Geburt. Deswegen ist Adventszeit kein Rummel um Geschenke, keine Neuinterpretation zum Vorteil für die Geschäfte und Geldmacherei, kein Stress. Adventszeit ist das Warten auf Jesus Geburt. Deswegen ist die Kirche in Lila geschmückt (die Farbe des Advents), es gibt dort einen Adventskranz und die Leute gehen zu sogenannten „Retreats“, wo man zusammen betet und spirituelle Vorträge gehalten werden.


Eigentlich ja viel schöner als der ganze Trubel und die Hetze vor Weihnachten. Eigentlich doch viel entspannter und so, wie Weihnachten ursprünglich auch sein sollte bevor der Kapitalismus einen Vorteil aus dem Fest gezogen hat.

Aber ich als deutsches Mädchen vermisse die typische Stimmung im Advent trotzdem. Neben dem Geschenkestress haben wir ja doch schöne Traditionen in Deutschland, wie der Weihnachtsbaum, die Weihnachtslieder und das Plätzchenbacken. Deswegen habe ich hier vor ein paar Wochen schon angefangen Plätzchen zu backen –die nach ein paar Tagen schon aufgegessen waren. Ein bisschen deutsche Weihnachtskultur kann ich so auch hier nach Sambia bringen.

Andererseits erfahre ich, was die Jugendlichen hier zu Weihnachten machen: Am Sonntag fand nämlich eine Art Wettbewerb zwischen den unterschiedlichen Gruppen innerhalb der Gemeinde statt und zwar im Weihnachtslieder singen. Wir haben uns in unserer Gruppe die Wochen vorher jeden Tag getroffen und Tongalieder einstudiert, dazu bestimmte Schritte und Bewegungen und natürlich mit Trommeln.


So werden Weihnachtslieder hier aufgeführt. Nicht einfach nur Singen, nein. Es wird getanzt und getrommelt und geklatscht bis man müde ist. Die Performances waren echt super! Die Bühne haben die Priester und Schwestern eröffnet die zusammen gesungen haben und dann kamen die kleinen Gemeinden. Manche waren so gut, dass das Publikum total gefeiert hat. Leute sind aufgesprungen und auf die Bühne gerannt und haben mitgetanzt und ihre Tücher in der Luft geschwungen. Es war echt eine super Atmosphäre und man hat den „Weihnachtsspirit“ in der Luft gespürt. Unsere Gruppe hat auch einen sehr guten Auftritt hingelegt und wie schon beim ersten Mal Tonga singen waren die Leute überrascht und angetan, dass ich als Deutsche in ihrer Sprache mitsinge.


Meine Eltern waren sehr stolz und das war ich dann auch. Dieser Tag hat mir gezeigt, was doch das Wahre und Schöne an Weihnachten ist. Zusammenkommen um gemeinsam zu Singen, zu Tanzen, Spaß zu haben und zu genießen, dass bald Weihnachten ist.

Ja und dann Weihnachten selbst. Ich habe vorher natürlich fleißig mit meiner Schwester Plätzchen gebacken (die Mama dann versteckt hat damit sie niemand vor Weihnachten isst) und sowieso wurde so viel Essen eingekauft, gekocht und gebacken, dass ich ganz erstaunt war. Wir haben Scons gebacken, Pudding gekocht, es gab verschiedene Säfte und Softdrinks, wir haben Fisch gebraten, verschiedenes Gemüse zubereitet und und und. Man hat echt gemerkt, dass was Besonderes bevorstand. Und dann habe ich mir extra für Weihnachten ein Kleid nähen lassen, was ich Heiligabend dann abgeholt habe.




Fleißig wurde dann vor der Abendmesse gewaschen und gebügelt und sich herausgeputzt und ich war schon ganz aufgeregt wie die Christmette wohl wird. Es war dann echt sehr schön in der Messe. Die Stella-Kinder, wo meine Schwester auch zugehört, haben getanzt. Sie hatten alle weiße Kleider an und Glitzer auf den Armen und beim Gloria und Halleluja haben sie sich in den Mittelgang gestellt und getanzt.


Sowieso war es total feierlich, der Chor hat die Lieder geschmettert und alle Leute haben mitgeklatscht und mitgetanzt. Da hat man gespürt, dass Weihnachten ist. Nachher als wir nach Hause kamen, war sogar ein kleiner Weihnachtsbaum im Wohnzimmer aufgebaut und ein Krippenbild aufgestellt.


Und es gab so viel gutes Essen, dass wir alle satt und glücklich und sehr spät in die Betten gefallen sind. Einmal Weihnachten hier so ganz anders und doch ähnlich wie in Aachen zu feiern war deswegen auf jeden Fall ein Erlebnis wert. Das Weihnachtsgefühl war trotz der sommerlichen Temperaturen irgendwie da.

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