Mittwoch, 25. November 2015

Weihnachten bringt ein Baby

In den letzten Tagen ist viel Besonderes passiert.

Zunächst war am Montag bereits die Weihnachtsfeier in meiner Schule, da den ganzen Dezember hier Ferien sind und die Schulen nun alle schließen. Deswegen organisiert meine Schule immer eine kleine Feier mit viel Besuch und Aufführungen, Kuchen und Geschenken um ein bisschen Weihnachten mit den Kindern zu feiern. Am Montag war es dann soweit. Die Wochen vorher hatte jede Klasse fleißig etwas einstudiert was dann vorgeführt werden sollte. Wir hatten mit den Lehrern ein Lied geübt, Süßigkeiten als Preise organisiert und gebastelt um unsere Aula weihnachtlich zu schmücken. Ich hatte Zuhause am Wochenende mit meiner Schwester Weihnachtsplätzchen gebacken um den Kindern zu zeigen was wir in Aachen zu Weihnachten backen.
Also habe ich mich morgens mit einer großen Schachtel auf den Weg zur Schule gemacht und sofort wollten alle wissen, was ich denn dabei hatte. Zum Glück waren es genug für alle und ich denke die Kinder haben sich auch sehr darüber gefreut. Bevor die Feier gestartet ist, haben wir noch Tische geschleppt und alles schön dekoriert (und nebenbei rumgealbert wie man auf den Bildern sieht).







Wir alle waren sehr gut drauf. Genauso wie an der Feier selbst, die wir alle sehr genossen haben. Es kam viel Besuch, nicht nur Eltern, sondern auch unsere Partnerschule, eine internationale Schule, die unsere Schule sponsert und erst ermöglicht hat, dass sie das ist, was sie heute ist. Ebenfalls die irischen Schwestern die uns finanzieren und ebenfalls hier arbeiten sowie ein paar Vertreter unserer Gemeinde waren da. Daher waren in der Aula heute so viele unterschiedliche Nationalitäten versammelt, Kinder, Ordensschwestern, Lehrer, Eltern, Schüler –ein kunterbuntes Bild, was ich sehr genossen habe. Die Kinder haben dann mit ihren Klassenlehrern ihre einstudierten Dinge aufgeführt –Weihnachtslieder, Gedichte, kleine Theaterstücke, Tänze.



Wir Lehrer haben zusammen gesungen und die Kinder der internationalen Schule haben ebenfalls ein paar Lieder sowie Sketche aufgeführt. Es war sehr schön.


Anschließend gab es für alle ausreichend Getränke, Plätzchen, Kuchen und Muffins –es hat sich wirklich wie Weihnachten angefühlt. Richtige Torte habe ich nämlich seit ich hier bin nicht mehr gegessen, es wird vielleicht mal ein Trockenkuchen gebacken, aber Schokolade oder Sahne ist einfach viel zu teuer (und hält auch bei dem Wetter nicht lange). Deswegen habe ich den Kuchen richtig genossen. Auch konnte ich mit den Lehrern der internationalen Schule ein paar Worte wechseln, die ganz überrascht waren, dass eine Deutsche in der Schule arbeitet. Wir haben ausgemacht, dass ich auf jeden Fall auch einmal ihre Schule besuchen werde. An diesem Tag waren so viele weiße Menschen um mich herum, das ist mir ganz seltsam vorgekommen, ehrlich. Ich habe mich doch schon ziemlich eingewöhnt.

Und dann ist noch etwas anderes ganz Besonderes passiert: Ich bin Tante geworden! Hier in Sambia ist es Tradition, dass bevor ein Kind geboren wird, die Mutter nach Hause kommt und den letzten Monat plus den ersten wo das Kind dann da ist, im Elternhaus wohnt. So kann sich die Großmutter mit um das Kind kümmern und zeigen wie und was alles gemacht wird und werden muss. Meine ältere Schwester ist also vor ein paar Wochen hier zu uns gekommen und Montagabend ist sie dann zum Krankenhaus gefahren. Wir waren alle ganz aufgeregt und sind spät abends extra nochmal mit Essen und Trinken hingegangen und haben geschaut wie es ihr geht. Als wir da mit vier Mädchen so spät aufgekreuzt sind, wurden wir schon verwundert gefragt, was wir denn um die Uhrzeit im Krankenhaus machen. Essen bringen, meinten wir nur wie aus einem Munde. "Zu Viert?", wurden wir gefragt. Meine Schwester hat gegrinst, "Familie, Familie", meinte sie nur und wir haben gelacht. Unsere große Schwester hat sich dann total gefreut, dass wir noch vorbeigekommen sind, aber ein Baby war noch nicht da. Zuhause wurden schon Wetten abgeschlossen, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird. Wir hatten alle im Gefühl, dass es ein Junge wird (wir brauchen auch wirklich mal einen Jungen im Haus, ich habe nur einen Bruder) und selbst die Ärzte meinten, dass es ein Junge wird. Also stand die Sache eigentlich schon fest, trotzdem wurde gewettet. Meine Schwester hatte nämlich beschlossen, dass es doch ein Mädchen wird und so wetteten wir gegeneinander. Um fünf Uhr morgens bin ich dann aufgewacht, weil ich Freundenschreie im Nebenzimmer gehört habe. Meine Schwester war auch sofort hellwach. Was ist passiert? Haben wir gerufen und meine Mutter ist ins Zimmer gestürmt. "Ein Mädchen, es ist ein Mädchen!" hat sie gerufen und ich habe den Kopf im Kissen versenkt. War ja klar, ich hatte die Wette verloren. Gefreut haben wir uns natürlich total! An Schlafen war nicht mehr zu denken! Ein Mädchen! Das hatte uns alle sehr überrascht. So ist ihr Tonganame auch direkt „Jembele“ geworden, "Überraschung". Wir sind um fünf Uhr morgens aufgestanden und zum Krankenhaus gegangen. Müde war niemand.


Wir waren alle total hellwach und glücklich. Und schließlich konnten wir auch unsere große Schwester mit ihrem ersten Baby gesund im Krankenhaus finden. Die Babys hier sind nach der Geburt noch ganz hell. Die Hand meiner Nichte hat die gleiche Hautfarbe wie ich.


Da sieht man es doch: Wir sind alle gleich.

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