Hallo ihr Lieben!
Wie vermutet habe ich es in den letzten Monaten nicht geschafft etwas auf meinem Blog zu schreiben ... der ganze Abschieds und Ankunftsstress hat überwiegt. Damit ihr aber trotzdem nochmal ein bisschen was zu lesen habt und wisst wie es mir zurück in Deutschland ergeht, stelle ich nun meinen Abschlussbericht hier rein den ich für die EWE Zeitschrift verfasst habe.
Weil ich jetzt wieder unglaublich schnelles Internet habe (ein hoch auf die deutschen Haushalte mit WLAN!) kommen ebenfalls ein paar Bilder hinzu über die ich beim Durchgucken noch so gestolpert bin.
Achja, was noch super wäre: Wenn ihr jemanden kennt, der vielleicht nächstes Jahr gerne ein Auslandsjahr machen möchte:
Am 10. September gibt es vom SDFV einen Infotag mit Berichten, Fotos, internationalem Büfett und vielem mehr. Ich werde auch dort sein und ein Vortrag halten und für Fragen bereitstehen. Wer also Interesse hat: Schaut gerne auf https://www.facebook.com/fsd.aachen/?pnref=story vorbei.
Viel Spaß beim Lesen :)
Ausleben und Einleben
Zwei Welten stoßen aufeinander, wenn ich an die Wochen des
Abschieds und der Ankunft denke. Die Wochen in denen sich Sambia und
Deutschland irgendwie überschnitten haben und ein Gefühlschaos in mir
ausgebrochen ist, ein Gefühlschaos voller Gegensätze: Traurigkeit, Freunde,
Panik, Angst, Aufregung, Stress, alles auf einmal. Der Abschied in Sambia ist
mir überraschend schwer gefallen. Ich hätte zu Anfang des Jahres nie geglaubt,
dass ich so sehr ankommen würde. Dass ich mich in einem Jahr so heimisch auf
der anderen Welthalbkugel fühlen würde. Dass ich, wenn ich an Deutschland
denken würde, gar nicht mehr wissen würde, warum ich dahin überhaupt noch
zurückfliegen sollte: Ich hatte doch jetzt hier, in Sambia, alles was ich
brauchte. Tränen sind geflossen, ich bin noch einmal richtig krank geworden,
mein Kreislauf und meine Gefühle sind Achterbahn gefahren und die letzte Woche
in Sambia war wie ein (Alb-)Traum: Ich konnte einfach nicht glauben, dass ich
das alles hinter mir lassen würde. Genießen war nicht mehr: Ich sah immer vor
Augen, dass es das letzte Mal war: Das letzte Mal Messe feiern, das letzte Mal
arbeiten gehen, das letzte Mal meine Freunde besuchen. Wie kann man das letzte
Mal genießen? Die Menschen haben mir den Abschied besonders schwer gemacht,
weil sie mir gezeigt haben, wie sehr sie mich schon in ihr Leben eingegliedert
hatten. An meiner Abschiedsfeier hat meine Small Christian Community ein total
schönes Video mit Bildern, die während des Jahres entstanden sind, gestaltet.
Außerdem sind sowohl meine große Schwester aus Monze als auch aus Lusaka
angereist um mir Tschüs zu sagen. Wir hatten die letzten Tage also ein volles
und lebendiges Haus, was total schön war. Zum Abschied habe ich dann etwas ganz
Tolles bekommen: Ein sambisches Trikot mit meinem Tonganamen auf dem Rücken!
Ich war so stolz, dass ich es sogar auf dem Flug angezogen habe. Als ich mich
von meiner Familie verabschieden musste und schließlich auf dem Weg nach Lusaka
war, Mazabuka hinter mir gelassen, fühle ich mich, als hätte ganz Sambia mit
mir Schluss gemacht: Es war Vergangenheit. Ich hatte mich in Sambia verliebt
und nun flog ich wieder zurück „nach Hause“. Wie konnte ich nach Hause fliegen,
wenn doch jetzt mein Zuhause in Sambia war? Als ich im Flieger saß, wusste ich
immer noch nicht, worauf ich mich freuen sollte. Ich hatte vergessen, worauf
ich mich das ganze Jahr immer gefreut hatte. Sambia war noch zu präsent. Deutschland
schon viel zu weit weg. Mich stresste jeder Gedanke an das was nun vor mir lag.
Meine Zeit wieder in Deutschland lief langsam an, doch Tag
für Tag zurück in der „Heimat“ freute ich mich mehr wieder hier zu sein. Es gab
so viele Dinge die ich schon so lange nicht mehr gemacht hatte und wo ich schon
ganz vergessen hatte wie gerne ich dieses und jenes tue. Endlich wieder deutsch
reden. Endlich wieder Auto fahren. Endlich wieder in die Stadt shoppen gehen
ohne alle zwei Meter angesprochen zu werden. Endlich wieder abends unterwegs
sein ohne einen strengen Blick von den Eltern zu bekommen. Ich konnte kaum
schlafen, weil es einfach bessere Dinge zu tun gab. Ich genoss es keine Teller
zu spülen, keine Kleider mit der Hand zu waschen und nicht jeden Tag zwei Mal
das Haus zu fegen. In den ersten Tagen war ich so beschäftigt wieder „deutsch“
zu werden, dass Sambia ziemlich in den Hintergrund rückte. Ich hatte Angst,
dass ich das Jahr einfach vergessen würde. Dass ich morgens aufwachen und
denken würde, dass alles nur ein großer Traum gewesen wäre.
Wieder prallten Gegensätze aufeinander: Es war für mich so
schwer gewesen Sambia zu verlassen, aber ich war auch so glücklich wieder in
Deutschland sein zu dürfen. Wie konnte das sein?
Zum Glück wurde nach und nach alles wieder Alltag und ich konnte
Sambia mehr vermissen und wertschätzen. Ich vermisste die Spontanität der
Menschen einfach mal bei Freunden vorbeizuschauen ohne sich Tage vorher zu
verabreden. Ich vermisste es mit meinem Bruder so laut Musik zu hören, dass wir
den ganzen Compound beschallen und dabei zu tanzen. Ich vermisste die schönen
Sonntage mit meiner Schwester nach der Messe, wo wir das ganze Haus für uns alleine
hatten. Ich vermisste unser Nachbarskind, das immer meinen Namen durch den
ganzen Garten gebrüllt hatte, bis dass ich endlich kam und mit ihr spielte. Ich
würde das Jahr nicht vergessen. Ich würde es weiterleben und mit meinen
deutschen Freunden und meiner Familie teilen. Ich hatte über 2000 Fotos und
Videos, ich hatte Geschichten und Erinnerungen, so viele, dass ich Wochen hätte
durchreden können. Und überraschender Weise waren so viele Menschen
interessiert an dem was ich erlebt hatte. Auch wenn manchmal das Verständnis
falsch oder nicht da war. Das konnte ich ja immer noch ändern. Dazu war ich ja
wieder hier.
schwerer Abschied von meiner Mama
Meine Geschwister!
stolze Besitzerin eines sambischen Trikots mit meinem Tonganamen
meine Lieblingsnäherin und ihre Freundin auf dem Markt ... Sie ist gerade dabei mein Kleid zu nähen
meine Freunde aus meiner Small Christian Community in unserem Bus auf der Fahrt nach Choma
so fährt man in Sambia Minibus ... singend und mit Trommeln
Anschnallen, was ist das?
nur hochmotivierte Schüler in meiner Klasse! Kunstunterricht was immer entspannt und wir hatten viel Spaß
Nein, ich esse keinen Stock, das ist Zuckerrohr! Mit anderen Freiwilligen und meinem sambischen Bruder haben wie die berühmten Zuckerfelder von Mazabuka besucht und den ein oder anderen Cane geklaut ... war einfach zu lecker!
So reist man in Sambia: Mit Kühen und Mealie Meal Säcken
ein zweites Mal bei den berühmten Victoria Falls. Diesmal war wenigstens ein bisschen Wasser da!
Meine Schwester hat Spaß mit unserem aufgeweckten Nachbarskind
Meine Mama ist am Kochen ... natürlich auf Holzkohle
Das ist unser kleiner aber feiner Markt in Kabobola
Mein sambischer Freund und ich an meiner Abschiedsfeier
In der letzten Woche hatten wir viel Besuch: Meine zwei Schwestern mit ihren Familien waren Zuhause! Das hieß: Viel kochen, viel essen, Betten teilen und ganz viel Reden und Lachen